Vesperkirche - Ein Bericht von KonfirmandinnenAm 03.02.2007 um 9:00 Uhr mussten wir, Mareike, Kira, Valerie, Mären und Arlane, in der Evangelischen Stadtkirche, die für vier Wochen zur Pforzheimer Vesperkirche umfunktioniert wurde, anwesend sein.
Als Erstes mussten wir sehr viele Brote schmieren! Zuerst haben wir uns sehr gewundert, warum wir so dick Butter und Marmelade auf die Brote schmieren mussten, aber dann wurde uns gesagt, dass dies so sein muss, da in die Vesperkirche viele Leute kommen, die nicht sehr viel zu Essen bekommen und dass sie somit mit einem Brot mehr zu Essen haben und auch mehr wichtige Ergänzungsstoffe für den Körper bekommen.
Nachdem wir ein paar Brote geschmiert hatten, begann eine Helferversammlung, in der gesungen, gebetet und die einzelnen Aufgaben für den Tag, wie zum Beispiel: Essens- und Getränkeausgabe, Kinderbetreuung, „Kaffee- und Vespermacher" und vieles mehr verteilt wurden. Mären und Arlane mussten zuerst zur Kinderbetreuung. Dort mussten sie mit den Kindern basteln, spielen oder malen. Kira, Valerie und Mareike waren währenddessen bei der Getränkeausgabe tätig. Es gab Apfelsaft, Mineralwasser, Kaffee oder Tee zu trinken. Alkohol war in und auch vor der Kirche strengstens verboten.
Am Anfang war noch nicht so viel los, doch gegen 11:30 Uhr wurde es immer voller. Wir mussten sehr viele Getränke ausschenken, weitere Brote schmieren, neuen Kaffee holen und auch schon süße Stückchen hälften! Es gab im großen und Ganzen sehr viel zu tun.
Ab 11:30 Uhr gab es dann Mittagessen, welches aus Fleisch mit Semmelknödeln und Salat bestand und nur einen Büro kostete. Als Nachtisch gab es dann Obst, Obstsalat, Kuchen und süße Stückchen.
Zuerst dachten wir, dass das Essen nicht sonderlich gut sei, doch als wir dann gegessen hatten, fanden wir es gar nicht mal so schlecht, nur sehr viel.
Wir sind auch so ins Gespräch mit den Leuten gekommen. Es gibt ja sehr viele Vorurteile gegenüber Obdachlosen und armen Leuten, doch als wir dann mit ihnen geredet hatten, hatte sich herausgestellt, dass die ganzen Leute alle sehr freundlich sind.
Wir waren sehr erstaunt darüber, wie viele Kinder in die Vesperkirche kamen und wir waren alle sehr froh, dass es uns so gut geht und dass wir nicht auf der Straße leben müssen.
Es waren aber auch sehr komische Leute in der Vesperkirche! Viele Leute haben ziemlich gestunken und einige waren auch angetrunken. Einige Leute brachten sogar ihre Hunde mit in die Kirche.
Die komplette Kirche war gefüllt mit Leuten. Man hat all den Leuten angesehen, wie glücklich sie darüber waren eine warme Mahlzeit zu bekommen und sich mit anderen Leuten zu unterhalten.
Das komplette Essen, der Vesperkirche, wurde von verschiedenen Leuten gespendet, wie z.B. von einer Religion, den sogenannten Aleviten, welche sich zum Islam zählen. Die Aleviten brachten uns einige türkische, selbstgebackene Sachen: Alle Leute wollten sofort davon probieren, doch es gab für jede Person nur ein Stückchen. Das fanden einige Leute sehr doof, doch sie akzeptierten es schließlich doch.
Später kam dann noch eine Konfirmandengruppe, die sich die Vesperkirche ansehen wollten. Wir unterhielten uns auch mit Jugendlichen in unserm Alter. Viele Kinder brachten auch ihre Schulbücher mit und lernten. Mit einem Jungen der auf der Hauptschule ist, lernten wir Erdkunde und er erzählte uns stolz, dass er noch dieses Jahr auf die Realschule wechseln kann.
Von 12:00 Uhr bis!4:00 Uhr konnten sich die Leute kostenlos die Haare schneiden lassen. Man konnte auch zu einem Arzt gehen und sich medizinisch versorgen lassen. Dieses Angebot nahmen viele Leute wahr, da sie sonst nie die Möglichkeit haben zu einem Arzt zu gehen.
Um 15:00 Uhr fand dann eine Andacht für alle Leute statt, anschließend saßen die Leute noch ein wenig zusammen und redeten über ganz alltägliche Dinge. Danach räumten wir auf und durften um 16:30 Uhr nach Hause gehen.
Außerdem wurden von sehr vielen Helfern im Gemeindehaus Vesper gerichtet, welche die Leute dann mit nach Hause nehmen durften. Diese Vesperpäckchen ersetzten das Abendessen für die Obdachlosen.
Als wir dann nach Hause gehen durften, waren wir alle erschöpft nach diesem anstrengenden Tag. Aber wir alle fanden, dass es ein sehr schöner Tag war. Wir haben von diesem einen Tag sehr viele Eindrücke mit nach Hause genommen, wie zum Beispiel, dass sich all die Leute, die in die Vesperkirche kommen, sich schon über, für uns ganz einfache, primitive Dinge freuen. Man hat den Leuten in ihren Gesichtern ansehen können, wie glücklich sie waren, einfach nur zusammen zu sitzen oder einfach etwas zusammen zu spielen. Dies war für uns eine total neue Erfahrung. Wir waren total glücklich, als wir wieder nach Hause gehen konnten und dass wir nicht, wie viele Leute, auf der Straße leben müssen.
Wir finden, dass die Vesperkirche eine sehr gute Sache ist und hoffen, dass es noch viele Spenden gibt, damit die Leute immer wieder kommen können um zusammen zu sein und zu essen. Im Großen und Ganzen fanden wir den Tag sehr schön und hoffen, dass einige dieser Leute wieder Arbeit finden und nicht mehr in Armut leben und genug zu Essen haben.
Valerie, Kira, Mareike, Arlane und Mären aus der Konfirmandinnengruppe von Jörg Geißler
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